Die gutartige Prostatavergrößerung ist eine häufige Erkrankung von Männern in der zweiten Lebenshälfte. Durch Wachstum des Prostatagewebes kann es zu einer Behinderung des Abflusses des Urins von der Harnblase durch die Harnröhre nach außen kommen. Denn der erste Teil der Harnröhre, der prostatische Harnröhre genannt wird, verläuft durch das Innere der Prostata, wird von ihr umschlossen und bei Wachstum der Prostata eingeengt. Für diese Entwicklung gibt es, je nach Ausmaß von Beschwerden und Abflussbehinderung des Urins, ein Spektrum von Behandlungsmöglichkeiten, von Medikamenten bis zu operativen Eingriffen.
Wenn Medikamente nicht mehr ausreichen, wurde bis vor wenigen Jahren jede Prostatavergrößerung mit operativen Eingriffen behandelt. Bei der klassischen transurethralen Prostataresektion wird das Gewebe mit Hilfe eines Endoskops mit einer elektrischen Schlinge abgetragen. Diese Entfernung des Gewebes kann auch mit Laser in unterschiedlichen Techniken erfolgen. Diese Operationen gelten als langfristig erprobt, sicher und effizient bei der gutartigen Prostatavergrößerung.
Seit wenigen Jahren gibt es weitere Methoden, die als minimalinvasive Therapien bezeichnet werden und meist in lokaler Betäubung und ambulant durchgeführt werden können. Außerdem verändern sie den Samenerguss kaum. Zu ihnen gehören das Rezum-Verfahren, das UroLift-Verfahren und das iTIND-Verfahren.
Beim Rezum-Verfahren wird heißer Wasserdampf gezielt in bestimmte Bereiche der Prostata eingebracht. Dies geschieht während einer Endoskopie, bei der ein dünnes Instrument, das Endoskop, durch die Harnröhre bis zur Prostata geführt wird. Der Wasserdampf wird direkt in das Prostatagewebe injiziert, was zu einer Gewebszerstörung führt. Das betroffene Gewebe stirbt ab und wird entweder vom Körper selbst aufgenommen oder beim Wasserlassen ausgeschieden. Dieser Prozess reduziert das Volumen der Prostata und entlastet die Harnröhre, wodurch die Symptome gelindert werden.
Der Eingriff selbst dauert in der Regel weniger als eine Stunde.
REZUM_Quelle_Boston_2024
Beim UroLift-Verfahren führt der Urologe führt ein spezielles Instrument, das sogenannte UroLift-System, durch die Harnröhre bis zur Prostata ein. Dieses Instrument verfügt über eine Nadel, die klammerartige Implantate präzise in das Prostatagewebe einbringt. Jedes Implantat besteht aus zwei kleinen Klammern, die durch einen Faden miteinander verbunden sind. Die Klammern werden so platziert, dass sie die vergrößerten Prostatabereiche zur Seite drücken und die Harnröhre öffnen. Dies verbessert den Urinfluss. Je nach Größe und Form der Prostata werden in der Regel vier bis sechs Implantate platziert. Der Urologe überprüft die Position jedes Implantats mit einem Endoskop, um sicherzustellen, dass die Harnröhre ausreichend erweitert ist und der Urinfluss verbessert wird. Der gesamte Eingriff dauert in der Regel weniger als eine Stunde.
Urolift_Quelle_Neo Tract Inc_2024
Beim iTIND-Verfahren wird ein kleines Metallgestell mit drei Spangen durch die Harnröhre in die prostatische Harnröhre eingebracht. Dieses Implantat wird so positioniert, dass es durch den Druck, den es auf die Prostata ausübt, kleine Einschnitte in das Prostatagewebe verursacht. Diese Einschnitte führen zu einer Erweiterung der prostatischen Harnröhre, wodurch der Urinfluss verbessert wird und die Symptome der Prostatavergrößerung gelindert werden. Während des Verfahrens führt der Urologe das iTIND-Implantat vorsichtig durch die Harnröhre bis zur Prostata ein. Das Implantat entfaltet sich und beginnt sofort, Druck auf die Prostata auszuüben. Dieser Druck erzeugt kleine Einschnitte im Prostatagewebe, die zur Erweiterung der prostatischen Harnröhre führen. Das Implantat bleibt für 5 bis 7 Tage in der Prostata, dann wird es in einer kurzen ambulanten Prozedur entfernt. Dies erfolgt ebenfalls durch die Harnröhre und erfordert keine zusätzliche Betäubung.
ITIND_Verfahren_Quelle_Olympus_2022
Generell eignen sich die minimalinvasiven Therapien der BPH für Patienten mit mittelschweren Symptomen und einer mäßig vergrößerten Prostata, die nicht dauerhaft Medikamente einnehmen wollen oder den Wunsch nach Erhalt der Ejakulation haben. Des Weiteren können Patienten profitieren, die keine Narkose erhalten können und einen ambulanten Eingriff in örtlicher Betäubung bevorzugen.
Es ist wichtig zu wissen, dass nicht jede dieser neuen minimal-invasiven Methoden für jeden Patienten geeignet ist. Männer mit extrem großen Prostatadrüsen, starker Rückstauung des Urins oder anderen urologischen Erkrankungen könnten andere Behandlungen benötigen. Die Entscheidung zu einer solchen Behandlung sollte nach einer gründlichen Untersuchung und Beratung durch einen erfahrenen Urologen getroffen werden.
Bei diesen noch jungen Behandlungsmethoden sollte unbedingt bedacht werden, dass noch keine Langzeiterfahrungen durch langfristige Studien vorliegen. Insbesondere kann die Frage noch nicht ausreichend beantwortet werden, in welchem Umfang sich nach Jahren eine erneute Behandlungsbedürftigkeit ergibt und ob dann auf konventionelle Eingriffe zurückgegriffen werden sollte.
Zusammenfassend bieten diese minimalinvasiven Verfahren eine effektive und schonende Behandlungsoption für ausgewählte und geeignete Männer mit Symptomen und Folgen einer gutartiger Prostatavergrößerung. Wie bei jeder medizinischen Behandlung sind eine gründliche Untersuchung, Beratung und Nachsorge durch einen erfahrenen Urologen unerlässlich, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen und mögliche Komplikationen zu vermeiden. Sprechen Sie mit Ihrem Urologen oder Ihrer Urologin, um herauszufinden, welches dieser Verfahren für Sie geeignet ist und welche Alternativen in Ihrem speziellen Fall in Betracht kommen könnten.